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Ulrike Freimuth

Der grüne Coach: Erfahrungen mit Naturcoaching

Im Text geht es um Erfahrungen mit dem Naturcoaching, einer konkreten Übung, die dir hilft, Entscheidungen zu treffen und meinen ganz persönlichen Prozessen (mal wieder).


Einigermaßen bedrückt und nervös vor dem bevorstehenden Tagesworkshop im Mai ging ich ein paar Tage vorher meine frühmorgendliche Waldrunde. Völlig lost in mind und im Grübeln, wie ich den Workshop möglichst toll gestalten könne, bekam ich plötzlich Besuch: Erst eins, dann zwei im lustigen Spiel vertieft, kreuzten junge Eichhörnchen meinen Weg, zu denen sich nach und nach 3 weitere gesellten. Also 5 kleine Eichhörnchen !! So putzig, lustig, lebendig, wie kleine Hunde miteinander spielend, jagend, fröhlich und unbekümmert. Zwei mutige kamen ganz nah zu mir, beäugten mich kurz und rannten zurück zu ihren Spielkameraden. Ich habe noch nie 5 Eichhörnchen in freier Wildbahn auf einmal gesehen, es war so ein Geschenk. Die bedrückte Stimmung wich einer guten Laune, einem Optimimus, einem, „ja, genauso spielerisch und leicht soll mein Workshop für die Teilnehmer:innen sein, ein freudvolles und schönes Miteinander, ein Tag unter Freund:innen“. Und so war dann auch die Grundstimmung des Trance Tanz Workshops „Verbundenheit mit dir“. :-)


Das zeigt, die Natur ist nicht nur eine wundervolle und immer erreichbare Ressource, um zur Ruhe zu kommen, den Stresspegel zu reduzieren, sondern auch, um tatsächlich neue Impulse, Lösungen für anstehende Themen oder Fragen zu erhalten. Es gibt zum Thema Erholungseffekt mittlerweile zahlreiche Studien mit wissenschaftlichen Beweisen der körperlich nachweisbaren Stressreduktion. Exemplarisch sei hier das Buch von Clemens Arvay genannt, „Der Biophilia-Effekt“, in dem zahlreiche Aspekte und Literatur/ Studien zusammengeführt werden.


Heute mag ich mehr über den Aspekt des Naturcoachings schreiben, da dieser mich immer mehr fasziniert, wie also die Natur uns so klare Zeichen, Wege zeigt, die man durch reines Nachdenken und Kreisen um ein Problem kaum in Betracht ziehen würde. Sie schenkt uns den heilsamen, geborgenen Rahmen, in dem sich neue Perspektiven abzeichnen, in dem sich innere Anteile zu Wort melden, die sonst eher ein Schattendasein fristen. Sie ist tatsächlich wie eine Mutter, uns in Wohlsein einhüllend, ohne dass wir dafür viel tun müssten (außer die Natur zu besuchen). Wie nährend es sein kann, sich einfach mal an einem Baum anzulehnen, den Halt im Rücken zu spüren und tief durchzuatmen…Die Natur schenkt uns alles, wenn wir uns dafür öffnen, für die wirkliche Begegnung mit der Natur und mit uns selbst.



Fortbildungswochenende im Naturcoaching


Letztes WE nahm ich also an einer Fortbildung zum Naturcoaching bei der wundervollen Kerstin Peter in Rüdesheim teil. Es war meine Belohnung nach entbehrungsreichen Monaten und dem Bestehen meiner Prüfung zum Coach für Neurosystemisch-integrative Traumaarbeit :-)

Eine Gruppe von 12 tollen Frauen fand sich also an diesem WE, um sich gemeinsam in die Natur zu begeben. Wir wurden von einem kraftvollen Gewitter begrüßt, was Abkühlung und Reinigung brachte, eine Wohltat nach einem drückend schwülen Tag. Unsere Zelte durften wir in einem kleinen Paradies, dem riesigen Gartengrundstück von Kerstin aufschlagen. Blick auf den Rhein, die grünen Weinberge, am Rande eines magischen Waldes, und 20 Gehminuten von Hildegards Kloster entfernt (Hildegard von Bingen), good vibes, einfach traumhaft. In der Outdoorküche haben wir gemeinsam gekocht, gespült, gelacht, erzählt. Gemeinsam unsre Mahlzeiten an einer großen Tafel unterm Pavillion geteilt.


Dieser Punkt einer Gemeinschaft war für mich das Heilsame und neben all den Übungen, die wir ausprobiert haben, das Wichtigste. Wie sehr ich das vermisst habe, den Kontakt, Austausch, das Teilen von Alltäglichem und tiefen Gefühlen war so, so schön. Und das obwohl wir eine sehr heterogene Gruppe waren, hat uns doch die Liebe zur Natur vereint. Die Grundatmosphäre war geprägt von wohlwollen, von Freude, von einem zugewandten Miteinander. Wir haben viel gelacht, waren ausgelassen, haben auch mal geweint oder die Hand einer anderen gehalten, die grade Verbundenheit brauchte. Sicher hat das Motto des Wochenendes auch dazu beigetragen, dass wir in einer gelösten, leichten Stimmung unterwegs waren: „Schöner Scheitern“ - kein Leistungsdruck, kein richtig oder falsch, Fokus auf Erfahren, Erleben und Erforschen :-)


Die vielen Übungen, die wir während des WE kennengelernt haben, führten uns immer tiefer zu uns selbst. Auch hier waren es abwechselnd Zeiten und Übungen für sich alleine, viele aber im Kontakt und Austausch mit einer oder mehreren anderen Frauen.

So suchten wir zB zu Beginn ganz intuitiv ein Gegenstand aus der Natur, den wir grade ansprechend fanden. Das konnte ein Blatt, Grashalm, Stein, etc sein. Spannend war dann, welche Gedanken und Assoziationen die Partnerin dieser Kennenlernen-Übung dazu hatte. Man konnte für sich selbst schauen: Was hat es mit mir/ einem aktuellen Thema zu tun, was die andere grade sagt? Es war wirklich verblüffend und sehr treffend, was in meinem Fall zu meinem Eichenzweig gesagt wurde, von einer Frau, die mich und meine aktuelle Situation gar nicht kannte…


Das alles eingebettet in eine weite Landschaft: Reife, goldene Kornfelder, lila und bunte Blumenwiesen, blauer Himmel, zauberhafter Wald, viele Eichenbäume, Eschen, Esskastanien, Buchen, Wildkräuter und immer wieder Schmetterlinge im gemeinsamen umherfliegen… Der Duft nach reifem Korn und Sommer, ein Summen, ein Zirpen und munteres Zwitschern, herrlich.

Wie intensiv ein meditativer Spaziergang in Stille sein kann, wurde mir wieder deutlich. Einfach nur schlendern, ganz im Hier und Jetzt, kein Hinhetzen zu einem Ziel, sondern die Sinneseindrücke bewusst wahrnehmen, immer langsamer werden und einfach tiefe Verbundenheit und Freude über die Fülle der Natur, des Lebens in sich spüren.


Übung: Entscheidungswege


Das war für mich eine intensive und sehr eindrückliche Übung. Sie wird auch am Samstag in meinem Tagesworkshop Back 2 Nature in Heidelberg dabei sein (es gibt noch freie Plätze, sry, Werbung… ;-) ). Zu zweit liefen wir los, um im Wald eine Kreuzung zu finden. Diese Übung kannst du auch gut alleine praktizieren, wobei eine begleitende Person vielleicht noch andere Impulse, Blickwinkel auf ein Thema einbringen kann.

Es geht in der Übung darum, eine Entscheidung aus mehreren Optionen treffen zu können. Die Erfahrung hat etwas Intuitives und Körperliches, wird nicht so sehr im Kopf geführt.

In meinem Leben gibt es momentan viel Umbruch und damit auch viele neue Optionen. Wohin soll mein Weg jetzt gehen? Wo ist mein Platz? Welchen beruflichen Weg soll ich jetzt einschlagen? Steht eine neue Partnerschaft mit einem Mann an ? Usw.


Wenn du diese Übung für dich machen möchtest, überlege, welche Optionen grade anstehen und suche dir dann eine Kreuzung in der Natur. Bestimme intuitiv, welcher Weg für welche Option steht und laufe dann los, jeden Weg einzeln. Lasse dich führen, du wirst schnell spüren, welcher Weg jetzt gar nicht ansteht und welcher Weg dich mehr anzieht. Wichtig ist, jeden Weg mindestens ein paar Schritte zu gehen, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Achte auf das, was du siehst, vielleicht zeigt sich auch ein Tier oder dein Blick schweift unruhig umher, was nimmst du über deine Sinne und deinen Körper wahr? Schaue dann, welcher Weg dich am meisten hält und gehe diesen Weg ruhig etwas länger, bis du vielleicht an einem besonderen Platz ankommst und für dich spürst, das ist der richtige Weg und der erste Schritt wird sein…


In meinem Fall ging es schnell darum, dass ich wieder in einer kleinen Gemeinschaft, möglichst in den Bergen leben möchte. Und während ich den Weg entlang lief, kam solch eine starke Sehnsucht und dann Angst in mir auf, diesen Platz nicht zu finden, es war nicht besonders lecker ;-) Trotzdem bin ich tapfer weiter gelaufen, da am Ende des Weges eine helle Lichtung wahrzunehmen war (wie ich dachte). Letztlich war die vermeintliche Lichtung ein Trinkwasserwerk, umgeben von Stacheldrahtzaun…nicht sehr einladend. Große Enttäuschung in mir, genau das, ich finde meinen Platz nicht, erneut bestätigt.

Wir liefen dann den Weg zurück. Mein Blick ging immer wieder zu einer Stelle im Wald, die mit abgeschlagenen Ästen, toten Bäumen gar nicht schön und einladend aussah. Trotzdem zog es mich dahin. An der Stelle angekommen überkam mich solch eine Schwere, Trauer, ein diffuses Schuldgefühl. „Verbrannte Erde“ war der Satz in meinem Kopf, dann Bilder aus dem 2. Weltkrieg. Mir war völlig klar, dass da noch was in meinem Familiensystem hängt, was noch immer nicht völlig gelöst ist. Anyway, während es innerlich immer schwerer und trauriger in mir wurde, kam der Satz von meiner Begleitfrau (die das übrigens auch wahrgenommen hat, wir hatten beide Gänsehaut…): Schau mal in die andere Richtung, vielleicht hilft dir das weiter? Als ich mich umdrehte, fiel mein Blick auf schöne Bäume, einen lichten Platz. Da wollte ich hin und nach ein paar Schritten stand ich plötzlich in einem Kreis von Esskastanien, fand sofort meinen Platz in diesem Kreis und fühlt mich so erleichtert, so beglückt ! Von dort konnte ich gut auf die verbrannte Erde schauen und wusste, ich werde meine Gemeinschaft finden, meinen Platz einnehmen, dazugehören. Der Platz in diesem Baumkreis fühlte sich geborgen, angekommen an. Das war also eine der intensiven Erfahrungen während des Wochenendes…


Also, wenn du Lust bekommen hast, auch mal solch einen feinen Tag im Wald zu verbringen und vielleicht Antworten auf Fragen zu finden, es gibt noch freie Plätze für den Workshop am Samstag (Back 2 Nature, Infos findest du auf meiner Webseite) und weitere Workshops werden ab dem Spätsommer folgen.

Alles Liebe von Ulrike


PS: Diesen Text habe ich heute im Wald auf einer Bank sitzend geschrieben, schattig kühl, ab und zu ein sanftes Rauschen in den Baumkronen, Vöglein und wohltuende Waldluft. Für kreatives Arbeiten durchaus zu empfehlen, als hätten mir die Bäume und Vöglein die Worte zugeflüstert :-)

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