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Ulrike Freimuth

Wie baust du eine liebevolle Beziehung zu deinem Körper auf, ohne...

Wie baust du eine liebevolle Beziehung zu deinem Körper auf, ohne Angst von unangenehmen Gefühlen überwältigt zu werden ?


„Ich habe Angst davor, meinen Körper ganz zu spüren, weil ich Angst habe, von tiefem Schmerz und Trauer überwältigt zu werden.“ Dieser Satz begegnet mir in der Einzelarbeit mit Klient:innen recht häufig, grade, wenn Trauma im Raum steht.

In diesem Artikel umreiße ich knapp, was Traumafolge-Erscheinungen sein können und wie du eine gesunde, liebevolle Beziehung zu deinem Körper aufbauen kannst. Denn: Der Schlüssel zu tiefer Heilung und zur Freisetzung von Lebenskraft ist die tiefe Verbindung mit deinem Körper.


Eine kleine Anekdote vorab, vielleicht kennst du das auch?

Heute Morgen wollte ich eigentlich voller Tatendrang an den Schreibtisch und die Wohnung aufräumen und einkaufen und spazieren und und und - eine lange to do Liste. So war der Plan gestern Abend, den ich mir für heute zurecht gedacht habe. Fakt war aber, dass ich schon erschöpft aufwachte, meine Yogaroutine und Frühstück irgendwie hinter mich brachte. Die innere Stimme war sehr am Antreiben: Los, du musst den Artikel schreiben, die Emails beantworten, endlich aufräumen usw. … du kannst dich jetzt nicht ausruhen, keine Zeit dafür und der Tag hat grade mal begonnen, also los, sei jetzt produktiv usw. Innerer Antreiber vs Körper, der einfach müde war.

So oft bin ich in den letzten Wochen über diese Signale einfach „drüber gegangen“, trotzdem einfach weiter gemacht, viel gearbeitet, usw.

Mittlerweile kann ich besser auf die Signale hören. So fand ich mich dann doch auf meinem Sofa wieder, in der Hingabe an die Erschöpfung. Immerhin noch einen Talk (über die Beziehung zum Körper…) angehört. Dadurch hatte ich das Gefühl, nicht ganz so unproduktiv zu sein. Den Inhalt konnte ich gut aufnehmen, während mein Body Zeit hatte, zu regenerieren und zur Ruhe zu kommen. Und das hat sooo gut getan. Nach 2 Stunden war ich soweit, aufzustehen, meinen Kreislauf bei einem kurzen Spaziergang hochzufahren und dann die Sachen zu erledigen, die ich mir vorgenommen hatte. Und jetzt sitze ich also hier und schreibe endlich den Text, den ich schon seit einigen Tagen im Kopf bewege :)


Wie oft schaffst du es, auf deinen Körper zu hören, wenn dieser signalisiert, dass er Ruhe braucht? Und wie oft gehst du einfach drüber, über deine eigentlich vorhandene Kraft? Wie oft nimmst du die Signale deines Körpers gar nicht wahr, spürst deinen Körper kaum?


Eine häufige Traumafolge ist, dass wir uns von unserem Körper distanzieren, manchmal ganz abschneiden, also dissoziieren. Wenn wir es dann schaffen, mit unserem Körper wieder in Kontakt zu gehen, ist dies oft eine tiefe Begegnung nicht nur mit deinem Körper, sondern mit dir selbst.

Das ist ein Prozess, diese Hinwendung zu dir, zu deinem Körper, eine spannende Forschungsreise. Klar ist, dass unser Körper bei jeder Erfahrung, die war machen, egal ob wunderschön und schmerzhaft, dabei ist. Wir sind zutiefst körperlich, trotz unseres genialen Bewusstseins und auch egal, ob wir mit unseren Gedanken ganz woanders sind, als da, wo sich unser Körper gerade befindet. Deshalb zielen so viele Achtsamkeitsübungen darauf ab, mit unserem Körper wirklich im Hier und Jetzt zu sein (was wohl eher gelingen kann, wenn wir eine liebevolle Haltung und Verbindung zu unserem Körper haben).


Oft sind wir von Angst geprägt, vor diesem autonomen Körper, der manchmal so ganz reagiert, als wir uns das wünschen. Es entzieht sich manchmal einfach unserer bewussten Kontrolle, was unser Körper uns zeigen möchte. So kannst du mit Schmerzen, mit einer chronischen Krankheit oder intensiven unangenehmen Gefühlen zu kämpfen haben, die du natürlich nicht haben möchtest. Der Körper soll funktionieren, soll gesund sein und möglichst viel Energie und Kraft haben.

Was wäre, wenn dein Körper zu dir spricht, permanent und du diese Sprache noch nicht verstehst bzw. sie gar nicht erst hörst?


Wie könntest du lernen die Sprache deines Körpers zu verstehen und zu wahrnehmen?


Starten wir mal von dem Punkt aus, dass dein Körper immer für dich ist. Dein Körper wird immer dafür sorgen, dass du überlebst. Nicht mehr und nicht weniger. Alle Reaktionen deines Körpers sind letztlich darauf ausgerichtet, dass du überlebst. Das ist doch schon mal großartig und etwas, wofür du deinem Körper dankbar sein könntest, oder?


In der Psychodynamik einer Traumafolge ist es so, dass die traumatische Erfahrung (die eine überwältigende Stresserfahrung für uns ist) dazu führt, dass der Körper Überlebensenergie mobilisiert. Und das ist richtig viel Energie, also Kraft. Diese Überlebensenergie kann meist nicht integriert werden, steht uns damit nicht zur Verfügung. Dafür entstehen Kompensationsstrategien, um mit dieser Überlebensenergie nicht in Kontakt zu kommen, da diese mit Gefühlen von tiefer Angst, existentieller Bedrohung verknüpft ist. Wir sprechen ja von Überlebensenergie.


Letztlich ist diese Überlebensenergie - wie es im Wort bereits zu sehen ist - Lebensenergie. Das heißt, diese Überlebensenergie ist Lebensenergie, ist deine Verbindung zum Leben. Der starke Wille zu leben steckt in dir, auch wenn dieser vielleicht phasenweise von gegensätzlichen Gedanken der tiefen Resignation überschattet sein könnte.

Und: Die Reaktionsfolge, die abläuft ist eine sehr körperliche! Unser autonomes Nervensystem reagiert sehr stark und schnell. Es laufen biologische Prozesse ab, Stresskaskaden werden in Gang gesetzt, Stresshormone ausgeschüttet usw.

Alles zielt auf dein Überleben ab.


Wenn du also mit Überlebensreaktionen deines Körpers konfrontiert wirst, die sich durch Schmerzen, starke Emotionen von Angst, Krankheiten, einer Übererregung des Nervensystems oder in Kompensationsstrategien (der Versuch, diese Gefühle und Körperzustände zu kontrollieren) zeigen können, öffnet das auch die Chance, diese starke Kraft, die da gebunden ist, frei zu setzen. Überlebensenergie ist Kraft, viel Kraft :) Darüber bist du tief mit dem Leben verbunden.


Es wäre also schlau, sich deinem Körpers zuzuwenden, in Kontakt zu gehen, um diese Kraft zu integrieren, die in der Überlebensenergie gebunden ist. Natürlich haben wir Angst davor, der wir uns von unserem eigenen Körper bedroht fühlen, da sich da etwas zeigen könnte, was wir nicht unter Kontrolle haben.


Deshalb ist es wichtig, sich deinem Körper anzunähern, vorsichtig, in deinem Tempo. Es gleicht einem zarten Herantasten, einem langsamen Erforschen, einem liebevollen Beziehungsaufbau, wie zu einem dir nahestehenden Menschen.


Wie kannst du in Kontakt mit deinem Körper gehen?


Es ist eine Frage der Beziehungsgestaltung. Dein Body ist dein sehr intelligentes Körperwesen, dein bester Freund, dein Sprachrohr zu deinem Bewusstsein oder wenn du magst, zu deiner Seele.


Die Frage ist dann also, welche Beziehung möchtest du mit deinem Körper gestalten? Wie reagierst du auf autonome Reaktionen deines Körpers? Welche Wahl triffst du grundsätzlich deinem Body gegenüber - ablehnend oder liebevoll?

Welches Maß an Vitalität, an Balance, an Lebendigkeit und Wohlgefühl möchtest du in deinem Körper spüren? Und was tust du konkret dafür, also wie verhältst du dich?


Kurz zusammengefasst stecken wir in diesem Kreislauf: Trauma wirkt auf den Körper, das wirkt auf die Gesundheit und das Körperempfinden und das wiederum wirkt sich auf deine Beziehung zu deinem Körper aus.


Wir haben also 3 Ansatzpunkte, um positiv auf diesen Kreislauf einzuwirken: Deine Gesundheit ganz allgemein, deine Körperempfindungen und deine Beziehung zu deinem Körper.

So könnten wir schauen, unsere Gesundheit zu stärken, unser Verhalten unseren Körper betreffend zu verändern, durch eine liebevolle Haltung unserem Körper anders zu begegnen oder unsere Körperempfindungen überhaupt erstmal wahrzunehmen.


Natürlich ist das leicht gesagt, wenn keine Schmerzen da sind oder eine Krankheit uns schwächt.


Welche innere Haltung hast du deinem Körper gegenüber?


Die Frage ist dann, mit welcher inneren Haltung wir unserem Body begegnen. Es ist wie bei einem Kind, das sich verletzt und entsprechend Schmerzen hat. Stößt du dieses Kind weg und sagst, es darf jetzt keine Schmerzen haben? Oder gehst du in einen zugewandten, liebevollen Kontakt mit dem Kind, tröstet es, versorgst die Wunde?


Die innere Haltung verändert sehr viel. Ich spüre zB eine tiefe Dankbarkeit und Wohlwollen meinem Body gegenüber, die gut zu spüren ist, als wohlig-warmes Gefühl. Ich bin dankbar, dass ich gesund bin, mich viel bewegen kann, dass ich meine Gefühle wahrnehme und auch mal Schmerzen oder eben Erschöpfung. Ich bin dankbar, einige traumatische Erfahrungen überlebt zu haben.


Eine liebevolle Haltung ist ein wichtiger Aspekt und erster Schritt, um Kontakt mit deinem Körper aufzunehmen.


Regulation deines Nervensystem ist ein Schlüssel


Danach folgt auf Körperebene die Regulation des Nervensystems, um aus den Stresskaskaden auszusteigen. Es gibt viele Übungen, die auf diese Regulation abzielen. Viele davon wirken auf den Vagusnerv, der zum parasympthischen Nervensystem gehört, also für die Beruhigung des Körpers, vor allem der Organe, zuständig ist. Beginnen wir, unser Nervensystem zu beruhigen, kann es passieren, dass wir aus einer latenten (oder auch starken) Übererregung in eine Erschöpfung kippen, da wir dann auch mal in die Untererregung fallen können. Oder wir sind einfach mal entspannt und geben dem Körper damit Raum, Müdigkeit anzuzeigen und damit Zeit für Regenration zu schaffen.


Also: In allen Symptomen und Kompensationsstrategien, die wir entwickelt haben, steckt ursprünglich der Wille zu überleben, die Überlebensenergie und damit Lebenskraft, die wir integrieren möchten. Mit dieser Haltung und Verständnis, kannst du dich deinem Körper anders nähern, als mit Ablehnung.


Wie gehst du mit starken Gefühlen um?


Es ist wichtig, nach und nach Containment aufzubauen, die Kapazität, starke Gefühle zu halten, sie im Körper zu fühlen, ohne in die Story einsteigen. Wichtig ist dabei, Ressourcen zu etablieren, also entweder im Außen zB etwas zu sehen, ein Tier zu streicheln, ein bestimmtes Lied zu hören, etc. Oder im Innen einen starken Anteil zu etablieren, der innerlich helfen kann, wenn du im Kontakt mit schwierigen Gefühlen kommst.

Dabei ist es hilfreich, die Fähigkeit zu entwickeln, zu pendeln, also bewusst und as Gefühl gehen zu können, aber auch wieder aussteigen zu können. Dabei hilft es, dich wieder in dem Raum zu orientieren, in dem du dich befindest, dir laut zu sagen, was genau du siehst in diesem Raum, dass du jetzt ein erwachsener Mensch und in Sicherheit bist. Du steigst also bewusst aus. Daran anschließend hilft oft eine Übung zur Regulation des Nervensystems.


So, das sollte vorerst reichen als Input :)


Wenn du Lust bekommen hast, dich deinem Körper nähern zu möchten: Ich biete am 14.05. einen Workshop in Speyer an, in dem es genau darum geht: Eine liebevolle Verbundenheit zu dir und damit zu deinem Körper aufzubauen.


Alles Liebe von Ulrike


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