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Das Konzept des inneren Kindes

  • Autorenbild: Ulrike Freimuth
    Ulrike Freimuth
  • 29. Apr.
  • 3 Min. Lesezeit

Sprechen wir in der Traumaarbeit von Anteilearbeit, beziehen wir uns oft auf den Anteil des inneren Kindes. Das sind im Grunde verschiedene neuronale Netzwerke, die in verschiedenen Altersstufen entstanden sind, mit eigenen Gedanken und Gefühlen. Reagieren wir zum Beispiel in Situationen, die uns stressig erscheinen, sehr emotional, können wir davon ausgehen, dass sich unser inneres Kind meldet. Wir verteidigen uns oder greifen einen anderen Menschen an oder erstarren und ordnen uns unter. Die innere Erwachsene ist dann kaum noch vorhanden, so dass wir nicht „vernünftig“ und der Situation angemessen reagieren können. Dann wird der Vorgesetzte wieder zum Vater und eine Partnerin zur einengenden Mutter (in der unbewussten Übertragung).


Hier also mehr Bewusstheit zu entwickeln und sich den Bedürfnissen des inneren Kindes zuzuwenden, wenn wir in halbwegs „ruhigen“ Zeiten leben, kann uns helfen, in akuten Situationen mehr und mehr aus der inneren Erwachsenen heraus zu agieren.


Neurowissenschaftlich betrachtet kommen wir mit einem unfertigen Gehirn auf die Welt, welches sich dann in den ersten sieben Lebensjahren stark entwickelt, also viele neue neuronale Verknüpfungen bildet. Zunächst sind wir vor allem auf die primitiven Überlebensfunktionen ausgerichtet, dass heißt, das Stammhirn regiert. Es folgen dann die Entwicklung des limbischen Systems, zuständig für Gefühle, und danach erst der präfrontale Kortex, der unser bewusstes Denken, Reflektieren, eine Situation einschätzen können, etc., steuert.


Sind wir also im frühen Kindesalter bereits ungünstigen Erfahrungen von überforderten Eltern ausgesetzt, werden unser Gehirn und Nervensystem entsprechend ungünstige Prägungen erfahren und diese neuronal zementieren. Entsprechend bilden sich verschiedene Persönlichkeitsanteile, die im erwachsenen Alter für inadäquate Reaktionen sorgen können.


Als Kind können wir uns selbst nicht regulieren, also uns beruhigen. Wir brauchen die Eltern, insbesondere die Mutter als vertraute Person, um Stress in uns zu mildern, was vor allem über Körperberührung erfolgt.


Wie hängt das alles mit dem Selbstwert und den Grundbedürfnissen zusammen?


Was für uns als Menschen wesentlich ist, sind zwei Fragen: Was bin ich wert und was muss ich tun, um geliebt zu werden? Daran ist am Ende unser Überleben geknüpft, also wir sind abhängig von der Liebe und damit Zuwendung und Fürsorge unserer Eltern.


Unser Selbstbild und damit unsere Identität entwickelt sich aus dem Blick, den wir von unseren Eltern erhalten, in Form den Reaktionen auf uns. Sind die Eltern fürsorglich, einfühlsam, können unsere Körpersprache gut lesen und unsere Grundbedürfnisse gut erfüllen, werden wir ein positives Selbstbild entwickeln, einen starken Selbstwert ein Gefühl von „Ich bin richtig, ich bin gut, ich habe meinen Platz in der Welt und die Welt ist ein sicherer Ort“.


Schaffen unsere Eltern oder engen Bezugspersonen aber all das nicht, entsteht ein entsprechend negatives Selbstbild mit einem geringen Selbstwert. Dann empfinden wir uns schnell als Last, als zu viel, nicht liebenswert, als wertloses Geschöpf, die Welt als unsicheren Ort und ein permanentes Gefühl der Unsicherheit begleitet uns. Bindungen und Beziehungen können oft nur schwierig gut gestaltet werden, man findet sich selbst auf der verlustängstlichen oder auf der bindungsängstlichen Seite oder gleich ganz ohne Bindung wieder.


Unsere vier wesentlichen Grundbedürfnisse sind: Verbindung, um versorgt zu sein, Autonomie, um uns weiterzuentwickeln, die Welt zu entdecken, daraus das Bedürfnis nach Selbstwert, was eng verknüpft ist mit Verbindung und Autonomie und das 4. Grundbedürfnis wäre das Streben nach guten Gefühlen, also Lust und das Vermeiden von unguten Gefühlen, also Unlust-Gefühle. Können unsere Eltern uns frühzeitig in der Erfüllung dieser Grundbedürfnisse unterstützen, entwickeln wir uns zu Menschen, die ihr Leben gut gestalten können, in tragenden sozialen Umfeldern leben und ein inneres Gefühl von Zufriedenheit haben. Verletzen unsere Eltern aber diese Grundbedürfnisse, wird es eben schwierig als Erwachsene, uns (selbst)sicher und gut in dieser Welt zu bewegen.


Was hat das mit dem inneren Kind zu tun?


Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit … Auch als erwachsene können wir uns dem Anteil des inneren Kindes nähern. Dabei werden oft verschiedene Altersstufen abgedeckt, manchmal fühlen wir uns ganz klein, vielleicht 2jährif, manchmal schon wie ein Teenager, vielleicht 13jährig. Je nach Situationen tauchen diese Anteile auf und werden dadurch zugänglich für uns. Können wir dann unsere innere Erwachsene bewusst ansteuern und die kindlichen Anteile in Obhut nehmen, gibt es die Chance, dem Kind in uns einen sicheren Hafen zu anzubieten. Und eben auch nach und nach die anderen Grundbedürfnisse nachzunähren. Dadurch entstehen neue neuronale Vernetzungen, die uns neue Gedanken und Gefühle schenken können.


Alles Liebe,

Ulrike

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