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  • Ulrike Freimuth

Samhain: Trauer, Abschied nehmen, Nicht-dazu-gehören

Nach 4 Jahren habe ich es endlich geschafft und bin nach Bad Meinberg gefahren, um das Grab meines verstorbenen Ex-Partners zum 1. x zu besuchen - passend an Samhain.

Klaus hat seine letzte Ruhe bewusst gewählt: Der Urnenwald bei den Externsteinen - ein Kraftort, den er sehr gemocht hat. Und so bin ich dann an Samhain in den Urnenwald gegangen, durch einen Herbstwald, bewölkt, viele Menschen unterwegs, unruhige Energie. Ich selbst in sehr erschöpften Zustand.

Im Urnenwald dann seine „Bodenplatte“ zu sehen, mit seinem Namen und den Daten darauf, hat direkt nochmals eine tiefe Trauer ausgelöst. Und so bin ich einfach dort geblieben, unter dem schönen Buchenbaum gesessen, unter dem seine Urne liegt (bzw mittlerweile ist davon nichts mehr übrig). Im Zwiegespräch mit ihm, immer wieder mal Tränen. Trauer über das wenige, was wir gelebt haben. Klaus war wie ein Besucher, da ab + zu mal bei mir vorbei schaute, sein Leben aber in Bad Meinberg gelebt hat. Also Trauer über das, was wir eben nicht gelebt haben. Trauer darüber, dass er, dieser Mensch, einfach nicht mehr da ist, auch wenn er zT wundervolle Spuren hinterlassen hat. Es war ein klärender, intensiver Prozess, der bis heute weiter lief.


Am Abend in tiefes Loch gefallen. Erschöpfung, Trauer, tiefe Resignation, Ohnmacht, viele Tränen. Trauer vermischte sich mit der Frustration im Job. Dort nicht im Stande, für mich einzustehen, klare Grenzen zu ziehen und das Workpensum endlich zu reduzieren. Das hat mich an diesem Abend völlig runtergezogen. Konnte mich selbst nicht mehr regulieren, einfach nur möglichst liebevoll dem Anteil Raum geben, der so resigniert ist, der irgendwie aushält. Sehr jung, sehr verletzt und schwach gefühlt.


Am nächsten Tag bewusst mit 2 lieben Menschen getroffen, statt wie sonst in den Rückzug zu gehen. Das hat gut getan, einfach spazieren gehen, bunter Herbstwald, blauer Himmel, Wind, gute Gespräche. Das sind Ressourcen, die auch in der Traumatherapie wichtig sind, die nähren. Während der Tage in Bad Meinberg einige alte Yogafreund*innen getroffen, was schön war. Auch Yoga Vidya einen Besuch abgestattet. Im Yoga-Ashram hat sich einiges verändert in den letzten 4, 5 Jahren, die ich nicht mehr da war.


Grundgefühl für mich war, dass ich nicht zu dieser Gemeinschaft gehöre, das dies nicht mein Platz ist. Im Zusammenhang mit der Frustration, Enttäuschung und der Trauer - letztlich wohl auch über mein Leben, wie ich es bislang gelebt habe, wo ich stehe in meiner Entwicklung, wie ich mir selbst gegenüberstehe - kam also auch dieses Thema wieder mal auf den Tisch: Zugehörigkeit oder vielmehr, die fehlende Zugehörigkeit.

Wie schnell passe ich mich an, um mitzuschwingen, um irgendwie dazu zu gehören, aber immer mit der unterschwelligen Angst: Wenn die anderen mich wirklich sehen, werden sie merken, dass ich hier gar nicht dazu passe, eben nicht dazu gehöre. Natürlich ist das ein sehr junger Anteil, der letztlich ums Überleben kämpft. Wenn ein kleines Kind aus der Familie ausgeschlossen wird, überlebt es nicht, so einfach ist das. Und dieser junge Anteil wird regelmäßig aktiviert in mir. Die Frage bleibt - wo ist mein Platz, wo gehöre ich wirklich dazu - so, wie ich bin ? Und klar, habe ich irgendwie ein Zuhause in Heidelberg, habe ich ein paar Menschen im Leben, die wichtig sind, die mir helfen, einen Platz zu haben. Naja, darüber jetzt weiter zu philosophieren, würde den Rahmen sprengen.


Heute (02.11.21) war ich zum 2. x mal im Urnenwald, recht spontan am Vormittag hingefahren. Nochmals ein paar Tränen. Dann wirklich Abschied genommen, mich bedankt für alle Erfahrungen, für alle gemeinsamen Momente - die schönen wie die schwierigen - und in Frieden gegangen. Ich möchte frei weitergehen. Auch wieder ganz frei sein für eine neue Partnerschaft.

An den Externsteinen heute zum 2.x Durch wundervollen Herbstwald, Sonne, leuchtende Farben, viel weniger Menschen, ruhigere Energie als am Sonntag. Alles friedlich, nährend, ruhig und rund.






Fahre morgen nach Heidelberg zurück, Das ist gut. Das Leben geht weiter. Ich muss es selbst gestalten, immer wieder aufstehen, weiter machen. Und die Vergangenheit endlich hinter mir lassen, ganz.


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